Januar 2016
Schlittenfahrt und Wintervergnügen
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts befindet sich ein prachtvoller Schlitten in der Sammlung des Kurpfälzischen Museums. Der Schlitten besitzt zwei vorn hochgezogene Kufen und einen reich verzierten Sitzkasten. Sitzfläche und Lehne weisen die historische Polsterung und den heute verfärbten, ehemals roten Samtbezug auf. Besonders beliebt waren winterliche Schlittenfahrten beim Adel, sowohl bei festlichen Schlittenzügen als auch für kurze Fahrten über Land.
Februar 2016
Drei Affen – „Zum neuen Jahr 1829“
Neujahrsgrüße
spiegeln den Zeitgeist wider – sei es
künstlerisch, moralisch-ethisch, politisch
oder im Hinblick auf die aktuellen
Lebensumstände des
Grüßenden. Bei
Johann Adam Kleins Neujahrsgruß
für das Jahr 1829 steht sein
künstlerisches Oeuvre, sein besonderes
Interesse am Tiermotiv im Fokus. Zahlreiche radierte
Neujahrsgrüße sind
von Klein überliefert und ein
Großteil von ihnen greift die
Tierdarstellung als ein zentrales Thema seiner Arbeit auf.
März 2016
Ankunft der ersten Wiener Pflegekinder auf dem Heidelberger Hauptbahnhof
Eine große Schar von Kindern steht dicht
gedrängt und warm eingepackt in einer mit
Tannenzweigen und Girlanden geschmückten
Halle. Über ihren
Köpfen prangt ein Schild:
„Herzlich Willkommen im deutschen
Lande!“ Begleitet werden die Kinder von
mehreren Erwachsenen, darunter drei Mitarbeitern des Roten Kreuzes.
Alle Gesichter blicken ernst in die Kamera.
Das hier vorgestellte Bild entstammt einem Album mit Fotografien
aus den Jahren 1880 bis 1920, die nach fünf
unterschiedlichen Themengebieten geordnet sind.
April 2016
Ernst Fries (Heidelberg 1801 – 1833 Karlsruhe)
Wohl seit jeher faszinierten unterirdische Höhlen, dunkle Grotten und unheimliche Felsschluchten den Menschen, wie es zu Beginn der frühen Neuzeit Leonardo da Vinci erkennen ließ, als er 60jährig, von Furcht und Neugier getrieben, den Geheimnis umwitterten „Momboso“ (Monte Rosa) in den Walliser Alpen bestieg.
Mai 2016
Ansichtskartenspiel mit Sammelalben und Miniaturpostkarten
Auf einer Weltkugel steht in dynamischer Pose ein überdimensionierter uniformierter Postbote, der in seine Posttasche greift und daraus bebilderte und beschriftete Postkarten zieht, welche er auf den Erdteil zu seinen Füßen verteilt. Dieses Bild ziert den Karton eines Ansichtskartenspiels aus dem Jahr 1900.
Juni 2016
Brigitte Heiliger-Kramm (Frankfurt/Oder 1919 – 2001 Heidelberg)
Brigitte Heiliger-Kramm reist mit leichtem Gepäck, aber Stifte, Papier und Aquarellfarben hat sie immer dabei. Im Sommer 1969 fährt sie auf die nordfriesische Insel Amrum vor der Westküste Schleswig-Holsteins, in den Badeort Nebel. Dort macht sie Urlaub, findet sie einen Ruhepol am Meer. Dort malt sie auch am 3.8.1969 eine Meeresansicht mit vier Strandkörben auf eine Briefkarte im Postkartenformat an eine Heidelberger Bekannte, der sie, wie man es auf Postkarten so macht „einen Gruß von der Insel“ schickt.
Juli 2016
Die Radlerin und ihr Kostüm
„Eine gewisse Wurstigkeit gegen schlechtes Wetter ist unbedingtes Erfordernis für die Tourenfahrerin. Man fährt ja natürlich weniger, bleibt auch mal zuhause, wenns gar zu toll aussieht, aber man setzt nicht ganz und gar aus. Eine schlechte Radlerin, die ihrem Rade einen Winterschlaf gestattet, wie ihn Igel und Murmeltiere halten. Aber manchmal giebt’s doch besonders im Winter Zeiten, wo das Fahren unmöglich ist. Und das empfindet man sofort körperlich und geistig schwer.“ (Rother 1982, S.113) Diesem im Jahre 1897 von Amalie Rother formulierten Bekenntnis wird noch heute jeder passionierte Radfahrer, ob männlich oder weiblich, bedingungslos zustimmen. Amalie Rother war nicht nur Pionierin des „Damenfahrsports“, sie war auch Vorsitzende des Damen-Radfahr-Klubs Berlin.
August 2016
Die Visitenkartensammlung der Hofdame Louise Gayling von Altheim
„Liebes Fräulein
von Gayling, gerade hat man mir mitgeteilt, dass ich heute Abend
beim Empfang der ausländischen
Gäste mit dabei sein soll
– aber in welcher Kleidung? Hochgeschlossen
oder dekolletiert?“ Originaltext
französisch)
Wer konnte Fragen dieser Art besser beantworten als eine Hofdame?
Frau von Bohlen und Halbach, Ehefrau des Schlosshauptmanns am
Großherzoglichen Hof in Karlsruhe, wandte
sich mit dieser modischen Frage an eine der Hofdamen der
Großherzogin Luise von Baden, an Louise
Freifräulein Gayling von Altheim (1846
– 1923).
September 2016
Allerlei kleine nötige Dinge
Im vergangenen Jahr konnte das Kurpfälzische Museum auf einer Auktion ein Reisenecessaire aus dem 19. Jahrhundert erwerben. Ein Necessaire ist „ein Kästchen, worin man allerley kleine nöthige Dinge aufbewahrt“, so die Definition der ökonomisch-technologischen Enzyklopädie des Johann Georg Krünitz von 1806 (nach Schürer 2010, S. 21 und S. 36, Anm. 1). Die Geschichte der „Necessaires de Voyage“ geht bis in das 17. Jahrhundert zurück.
Oktober 2016
Ein Besteckkasten aus dem 18. Jahrhundert
Eine besondere Neuerwerbung aus dem Kunsthandel gelang dem Kurpfälzischen Museum im vergangenen Jahr dank des finanziellen Engagements seines Freundeskreises. Es handelt sich um einen wertvollen Besteckkasten, der das ausgestellte Silberservice der Kurfürstin Elisabeth Augusta in der Heidelberger Sammlung vortrefflich ergänzt.
November 2016
Ein Brunnen voller Tonscherben – Töpfereiabfall aus dem Heidelberger Südvicus
Heidelberg war in der Römerzeit
Militärstandort und ein wichtiger
Handelsplatz im rechtsrheinischen Limesgebiet der Provinz
Obergermanien (Germania superior). Entwickelt hat sich der Ort vor
allem dank seiner herausragenden verkehrstopographischen Situation:
Hier trafen mit dem schiffbaren Neckar und der rechten
Rheintalstraße zwei Hauptverkehrsachsen
zusammen, die auf prähistorische
Fernhandelsrouten
zurückgingen. Im heutigen Heidelberger
Stadtgebiet bot sich in der mittleren Kaiserzeit die einzige
Möglichkeit, den ansonsten stark
mäandrierenden und stellenweise versumpften
Unterlauf des Neckars zu überqueren.
Dezember 2016
Nur ein schöner Tisch? Ein Barockmöbel und seine kunstvollen Details
Nach unserem landläufigen Verständnis besitzt ein Tisch als Esstisch, Schreibtisch, Beistelltisch oder Spieltisch immer eine durchaus praktische Funktion, dient er dem Benutzer in der Regel doch als Ablage, Aufstellungs- oder Funktionsfläche. Ein Tisch stellt dabei ein billiges Gebrauchsmöbel oder eine wertstabile Kleininvestition dar. Dass ein Tisch jedoch als kunsthandwerkliches Zierstück angeschafft wurde, ist heute kaum noch vorstellbar.