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Sammlungsgebiet Archäologie

In den Depots lagern zigtausende archäologischer Funde (Foto: KMH, I. Grunert)
In den Depots lagern zigtausende archäologischer Funde (Foto: KMH, I. Grunert)

Die Archäologie bewahrt das archäologische Erbe der Stadt Heidelberg und dokumentiert 600.000 Jahre Geschichte und kulturelle Entwicklung der gesamten Region von der Urzeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. 
 
Der Sammlungsbestand stammt fast ausschließlich aus archäologischen Ausgrabungen, die das Museum selbst durchgeführt hat und erweitert sich ständig durch neue Ausgrabungen.

Das Arbeitsgebiet des Museums umfasst heute das gesamte Stadtgebiet mit mehr als 1.000 bekannten archäologischen Fundstellen.

Der Tillyfund: Einblicke in das Soldatenleben während des Dreißigjährigen Krieges

Auswahl von Fundobjekten aus dem sogenannten Tilly-Fund (Foto: KMH/Kemmet)
Auswahl von Fundobjekten aus dem sogenannten Tilly-Fund

Wie lebten 15.000 Männer, die während einer fast drei Monate dauernden Belagerung auf den Höhen über Heidelberg campierten? Unsere Vorstellung über den Tagesablauf eines einfachen Söldners im Dreißigjährigen Krieg wird im Wesentlichen durch zeitgenössische Literatur und Darstellungen, wie beispielsweis die berühmte Graphikserie „Les grandes misères de la guerre“ von J. Callot, geprägt.
Eine unerwartete Vervollständigung erfuhren die lange bekannten Schrift- und Bildquellen durch mehr als 3.000 archäologische Einzelfunde aus den Stellungen der Belagerungsarmee, die zwischen 1962 und 1984 vom Kurpfälzischen Museum Heidelberg ausgegraben wurden. Der als „Tilly-Fund“ in die Literatur eingegangene Heidelberger Fundkomplex bietet mittels archäologischer Realien eine Sachquelle, die bis dahin nie gekannte Einblicke in die Lebensgewohnheiten einer Lagergesellschaft zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges gewährt.

Hinweis: Der Historische Pfad führt im Heidelberger Stadtwald an die originalen Schauplätze der Belagerung und Eroberung Heidelbergs im Jahr 1622.

Römisches Börsenarmband (Foto: KMH, E. Kemmet)
Römisches Börsenarmband (Foto: KMH, E. Kemmet)

Grabbeigaben aus der Römerzeit

Zu einem der bedeutendsten archäologischen Schätze gehören die Funde aus dem mit 1.400 Gräbern größten Bestattungsplatz in Südwestdeutschland, dem römischen Gräberfeld von Heidelberg-Neuenheim.

Vielen der eingeäscherten Verstorbenen legten die Hinterbliebenen Geschirr für Essen und Trinken, Schmuck, gelegentlich Werkzeug und „Lieblingsstücke“ mit ins Grab. Ausgestellt ist nur eine kleine Auswahl der Grabbeigaben, die Mehrzahl der 100.000 Einzelfunde lagern im Museumsdepot.

Alle erzählen viel über das damalige Leben. Etwa von einer jungen Ärztin, die in der Römersiedlung praktizierte und mit ihren medizinischen Instrumenten beigesetzt wurde. Oder von dem Jugendlichen, den eine kleine Tonfigur ins Jenseits begleitete, die nach der schon in der Antike berühmten Bronzestatue des Dornausziehers geschaffen wurde.

Abtransport der einzelnen Bauteile der großen Heidelberger Jupitergigantensäule von der Ausgrabungsstätte (Foto: KMH, E. Kemmet)
Abtransport der Bauteile der großen Heidelberger Gigantensäule von der Ausgrabungsstätte (Foto: E. Kemmet)

Die Götter der Römer

Unter den römischen Göttern wurden in Heidelberg neben Merkur und Mithras besonders Jupiter verehrt. Teile von mindestens sieben an den Göttervater gerichteten Kultdenkmäler besitzt das Museum. Eine unerwartete Bereicherung erhielt die Sammlung 2007, als das Museum eine komplette Jupitergigantensäule ausgraben konnte.

Für Heidelberg handelt es sich damit um einen Jahrhundertfund, denn seit Auffindung des großen Kultbildes aus Mithräum I vor 170 Jahren wurde kein solch ausgezeichnet erhaltenes römisches Götterdenkmal mehr entdeckt.
 
Ihre Götter holten sich die Römer aber auch nach Hause und brachten daheim Opfergaben, um für das Wohlergehen des Haushaltes zu bitten. Zum Inventar eines solchen Hausaltars gehörte ein kleines Weiherelief für den gallischen Dreihörnigen Stiergott, ein Jadeitbeil aus der Jungsteinzeit (damals schon eine Antiquität) eine kleine handgeformte Tonbüste des Jupiter oder Neptun, ein Weihrauchkelch und eine Schüssel für die Verbrennung von Duftstoffen bzw. für die Opferung von Speisen.

Um 150 n. Chr. wurde der Hausaltar aufgegeben und das Tempelinventar in der Erde deponiert.
 

Grabbeigaben eines Kriegers der jüngeren Latènezeit aus Neuenheim (Foto: LAD, Y. Mühleis)
Grabbeigaben eines Kriegers der jüngeren Latènezeit aus Neuenheim (Foto: LAD, Y. Mühleis)

Kelten auf dem Heiligenberg und im Tal

Die Bestände aus der Keltenzeit stammen größtenteils vom Heiligenberg. Die Funde wurden dort oben über Jahrhunderte in großen Mengen zusammengetragenen.

Darunter befindet sich ein keltischer Eisendepotfund mit Pferdegeschirr, Wagenteilen und landwirtschaftlichen Geräten, der am Ende der Blütezeit des Berges, im 3./2. Jahrhundert v. Chr. am Osthang unweit der höchsten Stelle vergraben wurde.Das Depot setzt sich aus landwirtschaftlichem Gerät sowie Radreifen und Trensen mehrerer Wagen zusammen.

In jener Zeit in der die befestigte Großsiedlung schon nicht mehr existierte, lebte im Tal ein keltischer Krieger, der im 2. Jahrhundert v. Chr. mit seinen für die jüngere Keltenzeit typischen Grabbeigaben zu Füßen des Heiligenberges bestattet wurde.

Die ersten Bauern vor rund 6.000 Jahren

Gefäße der Rössener Kultur (rechts) (Foto: LAD, Y. Mühleis)
Gefäße der Rössener Kultur (rechts) (Foto: LAD, Y. Mühleis)

Um 5.500 v. Chr. gelangte das Wissen um die Produktion von Nahrungsmitteln durch die Kultivierung wilder Pflanzen und die Domestikation wildlebender Tiere auch an den Unteren Neckar. Die ersten Bauern und deren Erben fertigten bis zum Ende der Jungsteinzeit nun auch Tongefäße, von denen das Museum einen besonders reichen Sammlungsbestand besitzt.

Besonders die Schüsseln, Schalen und Becher aus der mitteljungsteinzeitlichen Rössener Kultur mit ihren reich inkrustierten Oberflächen sind ein echter Hingucker.

Am Ende der Jungsteinzeit in der Michelsberger Kultur produzieren die Menschen ganz andere Gefäße, deren auffälligste Form der spitzbodige und völlig dekorlose Tulpenbecher ist.


Sammlungsleiter: Dr. Tobias Schöneweis, Telefon 06221 - 5834180, E-Mail Tobias Schöneweis, tobias.schoeneweis@heidelberg.de