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Kunstwerke des Monats 2009

Geldorp Gortzius: Bildnis-Pendants eines unbekannten Ehepaares, Detail (Foto: KMH/Gattner)
Geldorp Gortzius: Bildnis-Pendants eines unbekannten Ehepaares, Detail (Foto: KMH/Gattner)

Januar 2009

Bildnis-Pendants eines unbekannten Ehepaares von Geldorp Gortzius, um 1600

Der niederländische Maler und Zeichner Geldorp Gortzius hatte sich bei seinen Zeitgenossen vor allem als Bildnismaler einen herausragenden Ruf erworben, was ihm zahlreiche Porträtaufträge einbrachte. So hielt er zahlreiche Vertreter der Patrizierfamilien in Köln, seiner Wahlheimat bis zu seinem Lebensende, in seinen Gemälden fest. Das Doppelporträt eines unbekannten jungen Paares im Besitz des Kurpfälzischen Museums folgte dabei dem damals üblichen und allgemeinverständlichen Porträtcode. Wie dieser aussah, erfahren Sie im Kunstwerk des Monats Januar 2009.

Wilhelm von Kaulbach: Kurfürst Ottheinrich im Heidelberger Schloss  (Foto: KMH)
Wilhelm von Kaulbach: Kurfürst Ottheinrich im Heidelberger Schloss  (Foto: KMH)

Februar 2009

Kurfürst Ottheinrich, Melanchthon und der Architekt des Ottheinrichsbaus im Heidelberger Schloss von Wilhelm von Kaulbach, um 1862

Der am 12. Februar 1559 in Heidelberg verstorbene Kurfürst Ottheinrich war bei seinen pfälzischen Untertanen wegen seines Einsatzes für den rechten Glauben, seine Friedfertigkeit und seinen Kunstverstand sehr beliebt. Mehr als jeder andere kurfürstliche Bauherr nahm Ottheinrich auf den Fortgang der Arbeiten am Heidelberger Schloss Einfluss.
Die Entstehung des Gemäldes datiert in die Zeit des sich in Heidelberg anbahnenden Streits für oder wider eine Rekonstruktion des Heidelberger Schlosses. Wilhelm von Kaulbach gehörte zu den Befürwortern und beschwor in seinem Gemälde die Zeit Ottheinrichs herauf, der auf einen Wiederaufbau des Schlosses zu drängen scheint.

Eine Heidelberger Zunfttruhe, Lackmalerei (Foto: KMH)
Eine Heidelberger Zunfttruhe, Lackmalerei (Foto: KMH)

März 2009

Wem gehörte die Zunfttruhe mit der Lackmalerei?

Die traditionellen Zünfte waren ein fester Bestandteil der städtischen Ordnung und dienten u.a. dazu, unwillkommene Handwerksgenossen fernzuhalten oder Fehlverhalten zu sanktionieren. In prächtig verzierten Truhen wurden Wertgegenstände und wichtige Dokumente aus dem Besitz der jeweiligen Zunft verwahrt. Die mit Chinoiserien bemalte Truhe im Besitz des Museums stammt laut Inventar aus dem Besitz der Heidelberger Metzger. Die Darstellung eines medizinischen Instruments lässt aber vermuten, dass sie vor den Zerstörungen Heidelbergs im Jahre 1693 für die Wundärzte angefertigt und seit 1698 von den Metzgern genutzt wurde. Sie ist eines der wenigen überkommenen Relikte der Heidelberger Zünfte.

Tilman Riemenschneider, Zwölfboten-Altar, 1509 (Foto: KMH)
Tilman Riemenschneider, Zwölfboten-Altar, 1509 (Foto: KMH)

April 2009

Tilman Riemenschneider (1460 - 1531), Zwölfboten-Altar, 1509

Im Vorfeld der Reformation erfreute sich das Thema "Apostelgemeinschaft" großer Beliebtheit. So erhielt Tilman Riemenschneider den Auftrag zu dem Flügelretabel, dessen Figuren er virtuos aus Lindenholz schnitzte. Eine Farbfassung war nicht angedacht, doch bereits 1512 erhielt der Altar die erste Bemalung, nachdem er bereits 1509 in der Kilianskirche in Bad Windsheim aufgestellt worden war. Nach dem Stadtbrand 1730 galt er als verschollen, erst 1840 tauchte er in Würzburg wieder auf. 1861 ersteigerte Charles de Graimberg den Altar; er glaubte, der Schrein stamme aus der Heidelberger Heiliggeistkirche.

Paul Egell: Illustrationsentwurf zu Psalm 41 der Vulgata, um 1740 (Foto: KMH/Gattner)
Paul Egell: Illustrationsentwurf zu Psalm 41 der Vulgata, um 1740 (Foto: KMH/Gattner)

Mai 2009

Paul Egell: Illustrationsentwurf zu Psalm 41 der Vulgata, um 1740

Die Tusche-Zeichnung des im 17. Jahrhundert bedeutendsten Bildhauers der Kurpfalz diente vermutlich als Vorlage für ein druckgraphisches Blatt, vielleicht im Zusammenhang mit einem Zyklus von Psalmillustrationen. Mithilfe des bevorzugten Ausdrucksmittels der Lavierung gestaltete Paul Egell das Blatt für eine Bildhauerzeichnung ungewöhnlich malerisch. Die Rokoko-Ornamentik setzte er dabei gewandt ein, die Darstellung des Hirsches hingegen wirkt nicht ganz stimmig.

Eisenschaber und Glasflakon (Foto: KMH/Kemmet)
Eisenschaber und Glasflakon (Foto: KMH/Kemmet)

Juni 2009

Eisenschaber und Glasflakon, Roms Badekultur an der Nordgrenze des Imperiums



Schabeisen (strigiles) zum Entfernen des Körperschmutzes und Salbölbehälter (aryballoi) waren obligatorische Utensilien für das Bad, das essentieller Bestandteil römischer Lebensqualität war. Beides trug man an Kettchen um das Handgelenk. Die beiden aryballoi und strigiles aus dem Besitz des Kurpfälzischen Museums stammen aus vier Männergräbern in Heidelberg-Neuenheim, wo nachweislich mindestens ein Bad existiert hat. Diese öffentliche Badeanlage am Nordufer des Neckars und die vielen ausgegrabenen Badeutensilien belegen für Heidelberg einen hohen Zivilisationsgrad der damals hier lebenden Bevölkerung.

Marc Chagall / Yvette Cauquil-Prince: Le Cirque I, 1966/69 (Foto: KMH)
Marc Chagall / Yvette Cauquil-Prince: Le Cirque I, 1966/69 (Foto: KMH)

Juli 2009

Marc Chagall / Yvette Cauquil-Prince: Le Cirque I, 1966/69

Der Gobelin im Besitz der Textilsammlung Max Berk basiert auf dem Entwurf "Les Saltimbanques" von Marc Chagall, der in seinem Werk dem Motiv Zirkus eine wichtige Rolle eingeräumt hat. Hinsichtlich der Vorlage und der Auflagenzeichnung gibt es einige, bis heute nicht gelöste Ungereimtheiten.
29 Tapisserien gingen aus der Freundschaft zwischen Marc Chagall und Yvette Cauquil-Prince hervor. Durch die Initiative Max Berks konnten 1979 erstmals in Deutschland Arbeiten der weltbekannten belgischen Weberin gezeigt werden.

Blitzbündel, gefunden in HD-Neuenheim, um 150 n.Chr. (Foto: KMH/Kemmet)
Blitzbündel, gefunden in HD-Neuenheim, um 150 n.Chr. (Foto: KMH/Kemmet)

August 2009

Der blitzeschleudernde Iupiter im Brunnen



Eine Notbergung im Heidelberger Stadtteil Neuenheim im Frühjahr 2007 förderte eine fast vollständige Iupitergigantensäule zutage. Unter den zugehörigen Funden kamen auch einige Kleinfunde aus Eisen zum Vorschein, wovon ein Blitzbündel aus Eisen besonders bemerkenswert ist. Denn von diesem eher seltenen Attribut Jupiters sind lediglich zwei weitere, allerdings vollständig erhaltene Exemplare aus Eisen und Bronze bekannt.

Paar stehende Möpse, Detail, Frankenthal 2. Hälfte 18. Jahrhundert (Foto: KMH/Gattner)
Paar stehende Möpse, Detail, Frankenthal 2. Hälfte 18. Jahrhundert (Foto: KMH/Gattner)

September 2009

Der Mops – eine nutzlose Kreatur

Bis heute ist der Mops Begleiter vieler prominenter Persönlichkeiten. Seit dem 18. Jh. ist diese Hunderasse, die ursprünglich aus China stammt, in Europa etabliert. Die Gründung des Mopsordens, einer Gesellschaft Freimaurerischer Prägung, im Jahre 1740 förderte die wachsende Beliebtheit des Mopshundes in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Eine Vielzahl von Porzellanmöpsen, die in dieser Zeit in Meißen, aber auch in der Frankenthaler Porzellanmanufaktur entstanden, spiegeln dies wider. 

Gotthard Glitsch, Versunkener Kultort I / II, 1997 (Foto: KMH/Gattner)
Gotthard Glitsch, Versunkener Kultort I / II, 1997 (Foto: KMH/Gattner)

Oktober 2009

Gotthard Glitsch, Versunkener Kultort I / II, 1997 

Der seit 1991 in Heidelberg lebende Künstler Gotthard Glitsch absolvierte eine Ausbildung zum Glasmaler, bevor er in Karlsruhe u.a. bei HAP Grieshaber, Emil Wachter, Otto Laible Malerei und Graphik studierte. Er selbst bezeichnet sich als „Malerradierer“, eine Umschreibung, die in seinen bevorzugten Mischtechniken – z.B. aquarellierte Radierungen – zum Ausdruck kommt. In seinem graphischen Blatt „Der Versunkene Kultort“ erschafft der Künstler aus dem Ätzbad seine eigene Weltsicht der Dinge, mit dem Labyrinthischen seiner Liniennetze experimentierend. Dieses Labyrinth dient als Synonym für künstliche Komplexität, hält aber zugleich den Betrachter auf Distanz.

Hilde Domins Schreibtisch (Foto: Maria Apel/Marion Tauschwitz)
Hilde Domins Schreibtisch (Foto: Maria Apel/Marion Tauschwitz)

November 2009

Hilde Domins Schreibtisch

1960 kehrte die Lyrikerin Hilde Domin mit ihrem Mann Erwin Walter Palm nach ihrem Exil in England, der Dominikanischen Republik und Spanien nach Heidelberg zurück, wo sie bis zu ihrem Lebensende beheimatet blieben. Ein Stückchen spanische Lebenskultur brachten die beiden in Form von Möbeln mit, unter anderem einer sogenannten „mesa de campo“. Dieser faltbare Tisch, ursprünglich für Feldzüge konzipiert,  wurde zu Hilde Domins Schreibtisch, eine Holztaube zu ihrem Reisebegleiter. Beide Gegenstände gingen nach Hilde Domins Tod in den Besitz des Kurpfälzischen Museums über.

Hilde Domins Reiseandenken (Foto: Maria Apel/Marion Tauschwitz)
Hilde Domins Reiseandenken (Foto: Maria Apel/Marion Tauschwitz)

Dezember 2009

Hilde Domins Reiseandenken

Die zunehmende Bedrohung  durch die faschistische italienische Rassenpolitik veranlasste die beiden seit 1932 in Rom Studierenden Hilde Löwenstein (Hilde Domin) und Erwin Walter Palm dazu, stets kleine Handkoffer gepackt bereitzuhalten. In ihnen war ein kleines Notizbüchlein mit überlebenswichtigen Adressen und Kontakten ebenso unentbehrlich wie ein Telefonregister, ein abgegriffener brauner Lederrahmen mit Fotos der Eltern und des Bruders. Weitere Reise-Erinnerungstücke kamen im Laufe von Hilde Domins Leben hinzu und befinden sich heute in Gänze in der Sammlung des Kurpfälzischen Museums.