Januar 2010
Rast vor arabischem Stadttor von Heinrich von Mayr, 1843
In Folge des Napoleonischen Feldzuges nach Ägypten 1798 –1801 begann in der westlichen Welt eine intensive Auseinandersetzung mit dem Orient, die sich unter anderem in der sogenannten Orientmalerei niederschlug. Einer der frühesten Orientmaler in Deutschland war Heinrich von Mayr, der in seiner 1843 gemalten Szene vor einem arabischen Stadttor die Gattungen Genre, Landschaft und Architekturstück verband.
Februar 2010
Pastellportrait einer Dame in grünem Kleid, um 1895
Die Wahl des Zeichenmittels hing von ökonomischen Erwägungen ab; so kostete ein Pastell aufgrund des geringeren Material- und Zeitaufwandes in der Regel weniger als ein Ölgemälde. Dies mag auch bei diesem Bildnis, wahrscheinlich eine Auftragsarbeit wie die meisten Portraits, eine Rolle gespielt haben. Damenbildnisse aus der wilhelminischen Zeit stellen bevorzugt Mode in den Mittelpunkt des Bildthemas.
März 2010
Das Heidelberger Gürtelbesteck des Goldschmieds Georg Büchner, um 1575
Erst im 18. Jahrhundert setzte sich ausgehend vom französischen Hof die einheitlich gedeckte Tafel allgemein durch. Bis dahin war es dem Gast freigestellt, bei einem Festmahl sein mehr oder weniger kostbares Besteck oder den eigenen Becher mitzubringen. Zu diesen repräsentativen Necessaires zählen auch die mehrteiligen Gürtelbestecke, die vor allem von vornehmen Damen mit einer Kette am Gürtel befestigt und wie ein Schmuckstück über dem Rock baumelnd getragen wurden.
April 2010
Der goldene Becher der Kurfürstin Louise Juliane, 1616
Der 1616 oder kurz zuvor entstandene Becher befand sich bis ca. 1989 in amerikanischem Privatbesitz und konnte 2010 für die Sammlung des Kurpfälzischen Museums erworben werden. Er ist mit dem Wappen der Kurfürstin Louise Juliane sowie mit der gravierten Jahreszahl 1616 versehen. Welche Bedeutung dieser Jahreszahl zukommt, kann nur vermutet werden: Das herausragende Ereignis dieses Jahres war in der Kurpfalz die Hochzeit von Louise Julianes Tochter, Elisabeth Charlotte (1597–1660), mit dem Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg (1595 –1640).
Mai 2010
Lorenz Beger (1653 – 1705), Thesaurus ex Thesauro Palatino selectus
Der 1685 in Heidelberg erschienene, durchgängig illustrierte Folioband von mehr als 430 Seiten zählte seinerzeit zu den umfangreichsten und aufwändigsten Werken, die einer fürstlichen Sammlung in Deutschland gewidmet waren. Über 100 als antik geltende Gemmen und über 670 meist tatsächlich antike Münzen aus der kurfürstlichen Schatzkammer wurden abgebildet und mit gelehrten Kommentaren erläutert.
Juni 2010
„Stilleben XI“ von Alexander Kanoldt, 1920
Stillleben galten in der Neuen Sachlichkeit, neben Portraits, als Sinnbilder für die neu entdeckte Gegenstandswelt in ihrer Isolation und Vereinzelung. Alexander Kanoldt zählt zu einem der wichtigsten Vertreter diese Kunstrichtung. Das hier gezeigte Stillleben bezeichnet den Übergang seiner noch am Expressionismus und Kubismus orientierten Bildauffassung zum neusachlichen Gestaltungswillen.
Juli 2010
Kalksteinplatte mit späteiszeitlicher Pferdekopfdarstellung
Die paläolithische Pferdekopfdarstellung ist mit einem Alter von ca. 27.000 Jahren wohl das älteste Kunstwerk im Besitz des Kurpfälzischen Museums der Stadt Heidelberg, entdeckt vor fast genau einhundert Jahren in Südfrankreich in der Region Périgord, die weltberühmt ist für ihre zahlreichen prähistorischen Stätten. Nur wenige Originalstücke dieser Ausgrabung gelangten ins Ausland.
August 2010
Großböndelhaube, Oberösterreich, um 1810/20
Kopfbedeckungen erfüllten unter anderem den Zweck, die meist nur wenig variierenden Trachten nach deren regionaler Herkunft unterscheiden zu können. Sie sollten aber auch über den familiären Stand der Frau Aufschluss zu geben: So trugen nur verheiratete Frauen eine Haube. Die Linzer Haube, oder auch Passauer Goldhaube, war das Statussymbol der reichen Bürgerinnen und wurde zum Schutz in Hauben- oder Hutschachteln aufbewahrt, da ihr Wert dem eines Ackergauls gleichkam.
September 2010
Jacques Granthomme, Radierung mit der Darstellung Kurfürst Friedrichs IV., 1607
Kurfürst Friedrich IV. zählte nicht zu den mit außerordentlicher Intelligenz gesegneten Menschen seiner Zeit. Anstatt für Politik konnte er sich viel mehr für das feudale Leben erwärmen. Zwar gelang es ihm, die Führung der deutschen Protestanten zu übernehmen und die Kurpfalz zum Gipfel der politischen Macht zu erheben, jedoch schuf er damit gleichzeitig die Voraussetzungen für den Niedergang im Dreißigjährigen Krieg. Der Portraitist Jacques Granthomme malte damals viele Persönlichkeiten des königlichen Hofes.
Oktober 2010
Heinrich Baumgärtner, Graf Charles de Graimberg mit seiner Familie, um 1840
Der 1819 in Frankenthal geborene Zeichner, Maler und Lithograph Heinrich Baumgärtner konnte auf Empfehlung seiner Lehrer sein zeichnerisches Talent in Worms in der „Lithographische Anstalt und Notenstecherei Kreitner schulen. Seine Wanderschaft führte ihn auch nach Heidelberg, wo er im Auftrag von Charles de Graimberg dessen Familie porträtierte. 1844 verlegte er 1844 seinen Wohnsitz in die benachbarte Quadratestadt, wo er Eingang in die Mannheimer Künstlerkreise fand.
November 2010
Lokus im Fokus. Ein Frankenthaler Bourdalou, um 1756/1759
Bei dem ovalen Bourdalou handelt es sich um ein Uringefäß für den weiblichen Bedarf; es kam zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf und blieb mancherorts mangels moderner WCs bis ins frühe 20. Jahrhundert in Gebrauch. Nachtgeschirre wie das auch als „pot de chambre“ bezeichnete Bordalou hatten ihren Platz in der „Retirade“, einem Raum, der an die kurfürstlichen Appartements angrenzte.
Dezember 2010
Die kleine Spiegelkommode der Kurfürstin Elisabeth Augusta, um 1770 – 1780
Das Streben nach Schönheit im 18. Jahrhundert brachte einerseits monumentalen Prunk hervor und lässt andererseits eine auffallende Begeisterung für das Pendant im Kleinformat erkennen, so auch das vorliegende Kleinod. Gewidmet war es Elisabeth Augusta, der Kurfürstin von der Pfalz (1721–1794); dies verrät das goldradierte Monogramm EA unter dem Kurhut. Die Spiegelkommode, deren Form der Möbelmode des Louis-XVI-Stils um 1770 –1780 folgt, dürfte der Kurfürstin als Behältnis für ihre persönlichen Kostbarkeiten gute Dienste geleistet haben.