Januar 2011
Joseph sieht nach dem Jesuskind
Giandomenico Tiepolos Radierung „Joseph sieht nach dem Jesuskind“ gehört zu einer Folge von insgesamt 27 Radierungen zum Thema „Flucht nach Ägypten“. Diese Serie gehört mit ihrer Innovationskraft zu den Hauptwerken italienischer Graphik des 18. Jahrhunderts und geht weit über die Darstellung der tradierten Motive hinaus.
Februar 2011
Dem Bildersturm entkommen
Kultdenkmäler besonderer Art sind die in Nordgallien und Obergermanien verbreiteten Jupitergigantensäulen. Sie waren eine gallorömische Neuschöpfung des späten 1. nachchristlichen Jahrhunderts. Die 2007 in der Uferstraße in Heidelberg-Neuenheim gefundene Version gehört in ihrer Vollständigkeit mit zu den beeindruckendsten Götterdenkmälern der Stadt.
März 2011
Ehrenurkunde für Emilie Heins und Elise Bartholomay
Von der Anerkennung des ersten privaten Mädchenpensionats in Heidelberg, dem Rudolphi-Institut, zeugt die Ehrenurkunde, die 1829 den Nachfolgerinnen der Gründerin Caroline Rudolphi überreicht wurde. Der Leitspruch einer umfassenden Bildung für Mädchen erhielt großen Zuspruch im gesellschaftlichen Leben der Universitätsstadt.
April 2011
Grabstein des Johannes
Steine sind stumme Zeugen der Vergangenheit, so auch der Grabstein des Johannes im Lapidarium des Kurpfälzischen Museums, der die Zerstörungen Heidelbergs im Orléansschen Erbfolgekrieg überstanden hatte. Er stellt möglicherweise die älteste erhaltene Kindergrabplatte Baden-Württembergs dar. Sein Rosettenschmuck verleitete einen Hobby-Denkmalpfleger zu dessen Diebstahl in den 1960er Jahren, da er in ihm eine Zugehörigkeit zum Templerorden zu erkennen glaubte.
Mai 2011
Eine eiserne Geldkassette aus der kurfürstlichen Hühnervogtei
Die eiserne Geldkassette stammt aus einer gemauerten
Gewölbelatrine, die zum Haushalt der
kurfürstlichen
Hühnervogtei gehörte.
Sie war im Zuge der Plünderungen
aufgebrochen
und später, da nun
unbrauchbar, in dem aufgegebenen Latrinenschacht
„entsorgt“ worden.
Von den damaligen kriegerischen Auseinandersetzungen zeugen die
Musketenkugeln, mit denen die Kassette beschossen wurde und die bis
zur Restaurierung noch an deren Wand hafteten.
Juni 2011
Federzeichnung „Spanische Esel“ von Hans Fischer-Schuppach, um 1970
Der 1987 in Heidelberg verstorbene Zeichner Hans Fischer-Schuppach, Jahrgang 1906, studierte ab 1922 an der Karlsruher Akademie , u.a. bei Karl Hubbuch, bevor er 1934 mit seiner späteren Frau Hanna Nagel zum Studium an die Akademie der Künste in Berlin ging. Seine Zeichnungen sind biographisch verschlüsselt, symbolisch, oft auch gesellschaftskritisch und politisch motiviert. Die „Spanischen Esel“ gehören zu seinem Spätwerk aus den 60er/70er Jahren, in dem er zu einer „heiteren – melancholisch, tänzerisch – arabesken Diktion“ findet.
Juli 2011
Archäologie ganz im Bilde – Heidelberger Ausgrabungen in der frühen Fotografie
Einige historische Fotografien im Besitz des
Kurpfälzischen Museums
führen den Betrachter auf eine Zeitreise
nach Heidelberg ans Ende des 19. Jh. – eine
Zeit bedeutender Neubauten wie dem Klinikum in Bergheim und den
stattlichen Villen in Handschuhsheim und Neuenheim, die noch
heute das Stadtbild
prägen. Sie vermitteln aber auch einen
Eindruck von der Arbeitsweise der Altertumsforscher der damaligen
Zeit. Der allgemeine Aufschwung und Bauboom im deutschen
Kaiserreich eröffnete der noch jungen
Wissenschaft der Altertumskunde ungeahnte
Möglichkeiten von Entdeckungen im
heimatlichen Boden.
August 2011
Allegorie auf die Regierung Kaiser Rudolfs II., Jeremias van Winghe
Dem Heidelberger Kupfertäfelchen mit der Darstellung der Allegorie auf die Regierung Kaiser Rudolfs II. liegt eine Zeichnung des Künstlers zugrunde, die in der Albertina in Wien aufbewahrt wird. Jeremias van Winghe hatte, wie auch sein Vater Joos, nachweislich Beziehungen zum Rudolfinischen Hof in Prag, dem damaligen kulturellen und geistigen Zentrum Mitteleuropas. Für Kaiser Rudolf II. fertigten Vater und Sohn van Winghe nachweislich weitere Gemälde.
September 2011
Aquarell des Handschuhsheimer Schlösschens von Theodor Verhas
Theodor Verhas, 1811 in Schwetzingen geboren, absolvierte seine Ausbildung in Karlsruhe bei Ernst Fries und besuchte anschließend die Akademie in München. Ein Jahr vor seinem Tod entstand 1871 sein großformatiges Aquarell des Handschuhsheimer Schlösschens, welches die ebenfalls noch kurz vor seinem Tod gepriesene „vollendete Feinheit“ in der Ausführung und „poetisch sinnige Natur-Auffassung“ augenfällig macht. Zudem ist es ein für sein Oeuvre charakteristisches Motiv, gehören doch Ansichten Heidelbergs und seiner näheren Umgebung zu Verhas’ typischen Sujets.
Oktober 2011
Spatzierengehen ist ein freyes Vergnügen
„Spatzierengehen ist ein freyes
Vergnügen und besteht mit keinem
Zwang“. So die
Einschätzung von Karl Gottlob Schelle, der
wie auch seine Zeitgenossen den Gang durch die Natur mit dem
Gefühl der Freiheit und des politischen,
gesellschaftlichen Aufbruchs verband.
Zunächst ein Privileg des Adels, wurde der
sonntägliche
Müßiggang Ende des
19. Jahrhunderts für alle
Gesellschaftsschichten möglich, blieb aber
vorwiegend Männersache. Der
Nationalsozialismus schließlich setzte dem
kulturellen Leben der
Großstadt-Bohème
in Deutschland ein jähes Ende, damit verlor
auch der elegante Spazierstock an Bedeutung.
November 2011
Bestickte Serviette (yağlik) oder Gürteltuch (uçkur)
Textilien waren im Orient, dessen Einfluss auf die Kultur des Abendlandes vielseitig und komplex ist, schon immer wesentlicher Bestandteil der Lebenskultur, zeugten von Reichtum und waren zeitweise in Europa eine begehrte Handelsware. Den bis heute spürbar größten Einfluss haben osmanische Stickereien hinterlassen. Sie leben vor allem in den Trachten und volkstümlichen Stickereien des Balkans fort. Das wegen seiner feinen Stickerei wohl in Bursa entstandene fragmentarische Tuch aus der Textilsammlung Max Berk war wohl Bestandteil einer bestickten Serviette (yağlik) oder eines Gürteltuches (uçkur).
Dezember 2011
Rogier van der Weyden, Madonna mit Kind, um 1455
Rogier van der Weyden gehörte zur ersten Generation altniederländischer Maler, die die europäische Kunst revolutionierten, u.a. durch die Darstellung spezifischer Oberflächen- oder Materialbeschaffenheit und psychologisch überzeugend charakterisierte Akteure. Halbfigurige Madonnen mit Kind, die im byzantinischen Mittelalter entwickelt worden waren, erfuhren bei Rogier van der Weyden eine Betonung der innigen Zuwendung der Mutter zum göttlichen Kind und wurden unter seinem Einfluss seit den 1460er Jahren in den Niederlanden zahlreicher.