Heidelberg in den 50er Jahren

mit Fotos von Fritz Hartschuh

Liselotte Pulver und O.W. Fischer bei Dreharbeiten zum Kinohit "Heidelberger Romanze", 1951. Aufnahme von Frotz Hartschuh, Stadtarchiv Heidelberg
Liselotte Pulver und O.W. Fischer bei Dreharbeiten zum Kinohit "Heidelberger Romanze", 1951. Aufnahme von Fritz Hartschuh, Stadtarchiv Heidelberg

24. September 2023 bis 28. Januar 2024 im Kurpfälzischen Museum


Letzte Führungen: Sonntag, 28. Januar, 15 Uhr, mit Knut Gattner (keine Reservierung möglich)

Ein bewegtes Jahrzehnt in Bildern
Der Heidelberger Fotograf Fritz Hartschuh hielt mit seiner Kamera die schönsten Ansichten der Stadt und viele besondere Ereignisse in den 50er Jahren fest. Auch wenn prominente Gäste Heidelberg besuchten, war der stadtbekannte Fotograf schnell zur Stelle. Dass er seine Motive auch im Alltag und in der Arbeitswelt fand, ist für den Rückblick auf dieses Jahrzehnt besonders interessant. Auch wenn die Nachkriegsjahre das Leben in Heidelberg noch lange prägten, lag der Zauber des Neubeginns bereits in der Luft. Als guter Beobachter, technisch versierter Fotograf und vielbegabter Alleskönner gelang es Hartschuh, die damalige Aufbruchstimmung eindrucksvoll abzubilden. 
 
Die Ausstellung in Kooperation mit dem Stadtarchiv Heidelberg zeigt eine große Bilderauswahl von Fritz Hartschuh. Im Zusammenspiel mit originalen Filmdokumenten, Designobjekten und Bildwerken von Marie Marcks, Hanna Nagel, Will Sohl, Siegfried Czerny und Karin Bruns entsteht ein vielfältiges Bild der 50er Jahre in Heidelberg.

Information zum Ausstellungsbesuch

Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag jeweils 10 bis 18 Uhr
Eintritt 6 Euro, ermäßigt 4,50 Euro (im Eintritt ist ein Audioguide und der Besuch der ständigen Ausstellung enthalten)
freier Eintritt Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre
Inhaber des Museums-PASS-Musées, Mitglieder der ICOM
Mitglieder des Freundeskreises Kurpfälzisches Museum
Rahmenprogramm Führungen, Vorträge, Gesprächsabend, Schlager, Kino und mehr. Hier geht es zum digitalen Veranstaltungskalender.
Ausstellungsflyer Der Programmflyer liegt in Heidelberg vielerorts aus. Hier gibt es den Flyer als PDF (1,5 MB).
Im Museumsshop Bildband "Heidelberg in den 50er-Jahren, Zwischen Neuanfang und Wirtschaftswunder – ein bewegtes Jahrzehnt in Bildern", Sonderveröffentlichung des Stadtarchivs Heidelberg, daraus eine große Auswahl von Postkarten.
Weitere Postkartenmotive, Poster und Filme von Heinz Kehrein
Kontakt Telefon 06221 58-34010 von Montag bis Donnerstag: 09.00–15.00 Uhr, Freitag: 09.00–13.00 Uhr
E-Mail: kurpfaelzischesmuseum@heidelberg.de
Barrierefreiheit Eine Führung mit Gebärdendolmetschung findet am 21. November um 16 Uhr Statt (Anmeldung bis 10. November).
Der Sonderausstellungsbereich ist stufenfrei zugänglich. Großräumige Toiletten sind vorhanden. Weitere Hinweise zur Zugänglichkeit des Museums für Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen gibt es hier www.heidelberg.huerdenlos.de.

Lust auf eine filmische Zeitreise?
Eine ungewöhnliche Reisegruppe entdeckt im vierminütigen Film die Orte und Sehenswürdigkeiten, die der Fotograf Fritz Hartschuh schon in den 50er Jahren ablichtete. Los geht die charmante Sightseeingtour im Kurpfälzischen Museum, wo sich junge Leute von heute in Touristen der 50er Jahre verwandeln. Die Tour endet am Adenauer Platz, dort stand bis 1955 der Heidelberger Bahnhof. Die eingespielten Schwarz/Weiß-Fotos sind Rolleiflex-Aufnahmen von Fritz Hartschuh und zeigen im Vergleich den damaligen Standort. 

Der neue Bahnhof am heutigen Standort wurde 1955 eröffnet. Foto: Fritz Hartschuh, Stadtarchiv Heidelbergerg
Geschäftiges Treiben auf dem neuen Bahnhofsvorplatz. Der Hauptbahnhof befindet sich seit 1955 am heutigen Standort. Foto: Fritz Hartschuh, Stadtarchiv Heidelberg

Wie war es damals?
Das Ende des Krieges lag nicht weit zurück, die Anstrengungen, Grenzen zu sichern und den Aufbau voranzutreiben waren vielerorts groß. Heidelberg war von den Bombardierungen weitgehend verschont geblieben, und doch blieben die Kriegsereignisse noch viele Jahre in den Köpfen der Menschen. Wohnungsbau und Modernisierung waren auch hier dringlich, die amerikanischen Besatzer trieben beides voran. Die Stadt zählte 1950 bereits über hunderttausend Einwohner. Zu den prägenden Entwicklungen gehörte die starke Präsenz des US-Militärs, die Erschließung des Universitätscampus im Neuenheimer Feld und der Neubau des Heidelberger Hauptbahnhofs. Mit der großen Bautätigkeit und dem wachsenden Wohlstand nahm auch der Verkehr zu - kaum vorstellbar, dass damals noch Straßenbahn und Autos in der heutigen Fußgängerzone dominierten. Heidelberg entwickelte sich in schnellen Schritten zur modernen Stadt  Das galt auch für den Fremdenverkehr, Heidelberg wurde als romantisches Reiseziel, wenn auch vorerst nur im Inland, erfolgreich vermarktet. Offensichtlich stellte man schon damals die wesentlichen Weichen für die Stadt von heute.

Der technikbegeisterte Fritz Hartschuh an der Reprokamera der RNZ. Aufnahme aus dem Nachlass von Fritz Hartschuh, Stadtarchiv Heidelberg
Der technikbegeisterte Fritz Hartschuh an der Reprokamera der RNZ. Aufnahme aus dem Nachlass von Fritz Hartschuh, Stadtarchiv Heidelberg

Bemerkenswerter Werdegang eines Alleskönners
Der 1896 geborene Fotograf Fritz Hartschuh war in den 50er Jahren ein aufmerksamer und geschätzter Beobachter des Heidelberger Alltagslebens. Als Fotograf erreichte er damals eine unverwechselbare Handschrift. So manche seiner qualitätvollen Aufnahmen fanden den Weg in die Zeitung, ins Fremdenblatt oder in Bildbände über Heidelberg. Hartschuhs Bilder vermittelten den allseits propagierten Optimismus der Jahre des Wirtschaftswunders. Die dokumentarisch und journalistisch ausgerichtete Fotografie wurde in den 1950er ein Trend, dem sich auch Fritz Hartschuh erfolgreich anschloss.

Über die Fotografie hinaus war Fritz Hartschuh ein vielbegabter Allrounder. Bereits im Alter von 14 Jahren hatte Hartschuh seine Tätigkeit bei den Heidelberger Neuesten Nachrichten begonnen, wo er nach dem Ersten Weltkrieg als Kaufmann und Drucktechniker schnell zu einem der führenden Mitarbeiter der Zeitung wurde. 1933 trat er in die NSDAP ein, ebenso wie der damalige Heidelberger Oberbürgermeister Dr. Carl Neinhaus. Hartschuh ist somit mindestens als Mitläufer des NS-Regimes zu bewerten. Er profitierte nachweislich von seinen Beziehungen zur Partei und war aktiv an der NS-Propaganda beteiligt. Dieser wichtige Hinweis ist dem Historiker Christian Burkhart zu verdanken, der sich auf unveröffentlichtes Material zur Person von Fritz Hartschuh beruft und eine entsprechende Publikation vorbereitet.
Bei der 1945 gegründeten Rhein-Neckar-Zeitung setzte Hartschuh seine Tätigkeiten fort und wurde Werbechef und Leiter der Technik.

Der fotografische Nachlass von Fritz Hartschuh befindet sich heute digital erschlossen im Stadtarchiv Heidelberg. 

Das Buch zur Ausstellung
Heidelberg in den 50er-Jahren, Zwischen Neuanfang und Wirtschaftswunder – ein bewegtes Jahrzehnt in Bildern, Sonderveröffentlichung des Stadtarchivs Heidelberg, Preis: 29,99 €, Silberburg-Verlag 2021

Impressionen zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, 24. September