Kurfürst Carl Theodor und seine Gattin Elisabeth Augusta
Museumsdirektor Frieder Hepp erläutert den besonderen Sammlungsschwerpunkt
Charles de Graimbergs „Kunst- und Alterthümer-Sammlung“ legte den wichtigsten Grundstein
Die Bestände aus dem Besitz und Umfeld des Kurfürstenpaares bilden im Kurpfälzischen Museum einen bedeutsamen Schwerpunkt. Bereits der Gründer der Sammlung, der französische Emigrant Charles de Graimberg (1774-1864), hatte die Bedeutung des Paares für Heidelberg, die Region und die Geschichte der traditionsreichen Kurpfalz erkannt. In seiner „Kunst- und Alterthümer-Sammlung“ im Friedrichsbau des Heidelberger Schlosses war ein großer Saal eigens der Linie Pfalz-Sulzbach, Kurfürst Carl Theodor und seinen Zeitgenossen, vorbehalten. Dieser umfasste mehr als 100 Gemälde und bildliche Darstellungen. Graimberg war der Auffassung, dass nicht einmal der „Bürgerkönig“ Louis Philippe „mit all seiner Pracht und Herrlichkeit“ im Stande sei, „seine Galerie im Bezug auf das Wesentliche der Heidelberger Alterthümerhalle entgegenzustellen“. Er hegte die feste Überzeugung, „daß das Pfalz-Bayerische Fürstenhaus in geschichtlicher Hinsicht keinem der herrschenden Häuser Europa’s nachstehet“ und begrüßte es ausdrücklich, dass die Pfalzgrafen und Kurfürsten dabei stets „die Künste zu lieben und die Künstler zu schätzen verstunden“.
Die Sammlung wächst weiter
Ein großer Teil der Kunstwerke, die Graimberg im Laufe seiner nahezu 50jährigen Sammlertätigkeit zusammentrug, ging 1879 durch Verkauf seiner Kinder an die Stadt Heidelberg über. Sie bilden den Grundstock des umfangreichen Bestandes an Artefakten und kunsthandwerklichen Objekten aus der Carl Theodor-Zeit im Kurpfälzischen Museum. Im Zuge des Umbaus und der Erweiterung des Kurpfälzischen Museums in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden die Repräsentationsräume des barocken Palais Morass thematisch auf die Regierungszeit Carl Theodors 1742-1799 ausgerichtet und dabei ein besonderer Schwerpunkt auf die Kultur und Geistesgeschichte des Mannheimer Hofes gelegt. Dieser Bestand konnte in jüngster Zeit durch bedeutende Zukäufe erweitert werden. Spektakulär waren vor allem der Erwerb des Oggersheimer Tafelsilbers der Kurfürstin 2001 sowie der Ankauf ihres im dortigen Schloss benutzten Solitaires aus Frankenthaler Porzellan im Jahr 2007. Beide Zuwächse haben in den „petits Appartements“ des Palais im Durchgang zur Gemäldegalerie einen ansprechenden Ausstellungsort gefunden.
Ein Staatsporträt von herausragender Bedeutung
Ein Prunkstück der Sammlung ist das von Karl Heinrich Brandt geschaffene Staatsporträt Carl Theodors, das immer schon eine Sonderstellung einnahm. Einmal aufgrund seiner eindrucksvollen Größe, zum anderen aber aufgrund seines originalen Prunkrahmens. Graimberg hatte aus Sorge „die Ruhe oder Einheit des Ganzen zu stören“ alle Gemälde mit neuen Rahmen versehen bis auf eine Ausnahme, nämlich „das Bildnis des Pfalzgrafen Kurfürsten Karl Theodor, des großen Freundes der Künste, in dem Augenblicke, wo er diesen das herrlichste Zeugniß seiner schützenden Liebe ablegt.“ Gemeint ist nach Karl Ludwig Hofmann die offizielle Eröffnung der Mannheimer Zeichnungsakademie 1769 im Zusammenhang mit der Stiftung der kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften im Oktober 1763. Dafür spricht ein Hinweis auf das Staatsporträt im Testament von Heinrich Carl Brandt (1724-1787), der ab 1764 für den Kurfürsten als Kabinettporträtmaler arbeitete und 1769 erster Professor und Sekretär der Mannheimer Zeichnungsakademie wurde.
In den letzten Monaten wurden das Gemälde und der zugehörige Rahmen im Kurpfälzischen Museum restauriert und anläßlich des 300. Geburtstages der Kurfürstin Elisabeth Augusta ins Zeughaus der Reiss-Engelhorn-Museen gebracht. Dort verbleibt das Staatsporträt Carl Theodors zusammen mit dem ebenso prachtvollen Pendant seiner Gemahlin im Florian-Waldeck-Saal.