SEMPER AUGUSTUS ET AMICUS MUSEI PALATINI

Nachruf Dr. iur. utr. Dr. phil Peter Volz

Am 23. Juli 2024 starb in Heidelberg der Rechts- und Kunsthistoriker Dr. Dr. Peter Volz. Das Kurpfälzische Museum trauert um einen unschätzbaren Freund und Förderer. Über vierzig Jahre, von 1969 bis 2010,  leitete Peter Volz als Erster Vorsitzender den Freundeskreis des Kurpfälzischen Museums.

Nachruf von Prof. Dr. Frieder Hepp, Direktor Kurpfälzisches Museum
Peter Volz, als französischer Staatsbürger im preußischen Königsberg geboren, war Heidelberg seit Jugendtagen vertraut. Abitur im Bunsen-Gymnasium, Studium an der Ruperto Carola, zweifach promoviert in Rechtswissenschaften, historischen Hilfswissenschaften und Kunstgeschichte, Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Kulturgüterschutz, leitete er von 1969 bis 2010 als Erster Vorsitzender den Freundeskreis des Kurpfälzischen Museums. Dieser war am 23. April 1959 von Professor Dr. Karl Freudenberg und Dr. Gustav Hartlaub gegründet worden war. Ziel der Vereinigung war es, das städtische Museum stärker im Bewusstsein der Einwohner Heidelbergs und der Region zu verankern; darüber hinaus wollte man das Kurpfälzische Museum durch das Sammeln von Spenden in die Lage versetzen, auch kostspielige Neuerwerbungen auf dem internationalen Kunstmarkt zu tätigen.
 
Peter Volz gelang in seiner Amtszeit beides. Die Mitgliederzahl des Freundeskreises stieg kontinuierlich. Zu diesem Erfolg haben vor allem die von ihm eingeführten alljährlichen Museumsabende beigetragen, bei denen sich seit Herbst 1970 mehrere hundert Kunstfreunde aus nah und fern begegnen und sich bei einem Vortrag in der Aula der Universität und den anschließenden musikalischen Darbietungen in den festlich erleuchteten Räumen des Palais Morass dem Heidelberger Kulturleben verbunden zeigen. Unter den Vortragenden finden sich bis heute führende deutsche und internationale Kunsthistoriker, Museumsdirektoren aus dem In- und Ausland sowie junge aufstrebende Musikinterpreten. Die Idee solcher Museumsabende im Heidelberger Kurpfälzischen Museum wurde vielfach übernommen und gehört inzwischen zum festen Bestandteil musealer Öffentlichkeitarbeit.
 
Als Vorsitzender des Freundeskreises stand Peter Volz in seiner mehr als vierzig jährigen Amtszeit einer eindrucksvollen Reihe von Museumsdirektoren als Partner zur Seite: Klaus Mugdan, Jörn Bahns, Thomas Werner und Frieder Hepp. Darüber hinaus hat er den nach 1981 begonnen Umbau und die Neuaufstellung der Sammlungen im Palais Morass und im Neubau des Kurpfälzischen Museums konstruktiv begleitet. Durch seinen unermüdlichen Einsatz konnten sich die Kuratorinnen und Kuratoren des Museums immer wieder über bedeutende Neuerwerbungen freuen, darunter das eindrucksvolle Selbstporträt von Hanna Nagel  oder das Bildnis des Dichters Alfred Mombert, gemalt von Karl Hofer, sowie die romantische Ansicht des Heidelberger Schlosses von Karl Rottmann.
 
Peter Volz hatte maßgeblichen Anteil am Erwerb des kurpfälzischen Hofsilbers der Kurfürstin Elisabeth Augusta im Jahr 2002. Denn es war vor allem die enorme Spendenbereitschaft der Mitglieder des Freundeskreises, die sowohl den Gemeinderat als auch die Kulturstiftung der Länder in Berlin und nicht zuletzt die großen Unternehmen aus der Region dazu bewogen hat, durch ihr zusätzliches finanzielles Engagement diesen einzigartigen Kulturschatz vor der Auflösung zu bewahren und das imposante Ensemble dauerhaft im Kurpfälzischen Museum zu präsentieren. In der überregionalen Presse sprach man damals von einem „Coup“, der Heidelberg damit gelungen sei.
 
Der Wissenschaftler Peter Volz fühlte sich auch der Ruperto Carola stets eng verbunden. Sie ernannte ihn als Freund und Förderer zu ihrem Ehrenbürger. Zweifach promoviert in Rechtswissenschaften, historischen Hilfswissenschaften und Kunstgeschichten war er ein gefragter Experte auf dem Gebiet der Renaissance-Medaillen. Wegweisend sind seine Forschungen zum Aufkommen der Medaille in Deutschland sowie zum Einfluss Tilman Riemenschneiders auf die frühe Medaillenkunst. Seine 2008 und 2010 bei Hirmer in Deutsch und Englisch erschienenen, opulent bebilderten Bücher über die Medaillen der Renaissance und des Barock gelten als Standardwerke für die wissenschaftliche Beschäftigung mit dieser Thematik.
 
Volz hat das einzige zeitgenössische Medaillenporträt Leonardo da Vincis entdeckt. Mit der Frick Collection in New York und der National Gallery of Art in Washington arbeitete er an dem Kompendium über die Renaissance-Medaille „The Currency of Fame“, welches die internationale Forschung im 20. Jahrhundert erfasste. Als einzige goldene Medaille ist darin das von Volz vorgestellte kurpfälzische Ottheinrich-Schaustück aus dem Besitz des Kurpfälzischen Museums als Hommage an Heidelberg aufgenommen.
 
Als ausgewiesener Medaillenkenner und vereidigter Sachverständiger hat er Museen, Galerien, Banken und Sammlungen in aller Welt bei ihren An- und Verkäufen beraten. Das Nationalmuseum Budapest verdankt seinen Bemühungen den Erwerb der bedeutendsten ungarischen Münze. Das annähernd untertassengroße goldene Fünfzig Dukaten-Stück aus dem Jahre 1677 wurde zeitweilig zusammen mit der ungarischen Stephanskrone ausgestellt. Erfolgreich war auch seine Unterstützung namhafter Bankhäuser beim Aufbau historischer Münz- und Medaillensammlungen. Volz urteilte zudem als Preisrichter der Bundesministerien über neue Sondermünzen der Bundesrepublik Deutschland.
 
In Würdigung seiner langjährigen Verdienste im Ehrenamt verlieh Ministerpräsident Erwin Teufel Peter Volz zum 70. Geburtstag die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. 2010, als er nach 41 Jahren die Leitung des Freundeskreises an Manfred Lautenschläger übergab, ernannte ihn sein Nachfolger zum Ehrenvorsitzenden und überreichte ihm eine Bronzeplakette des deutschen Bildhauers Bernd Göbel. Sie zeigt auf der Vorderseite das Porträt von Peter Volz im klassischen Profil mit der ihn kennzeichnenden Fliege am Hemdkragen, umrahmt von zwei Lorbeerzweigen. Die Rückseite ziert das barocke Portal des Palais Morass in der Hauptstraße. Darin eingraviert der Ehrentitel „SEMPER AUGUSTUS ET AMICUS MUSEI PALATINI“, das heißt: „Allezeit Mehrer und Freund des Kurpfälzischen Museums“. Nicht nur dort wird man dem Musenfreund stets ein ehrendes Andenken bewahren.